Erwachsensein ist

 eine Freundin Bea hat mich neulich gefragt, was ich unter Erwachsensein verstehe. Meine erste Reaktion war: Das ist doch ganz klar. Jeder weiß es. Doch dann fragte ich mich, jeder weiß was? Und da musste ich abchecken, was ich all die Jahre über das Erwachsensein dachte.

Noch mit zwanzig Jahren dachte ich, erwachsen zu sein bedeutet, sich seiner Meinung absolut sicher zu sein. Mehr noch, zu jedem Thema eine unverrückbare Meinung zu haben.

Erwachsene Menschen lassen sich von den negativen Gefühlen nicht verunsichern. Ach was, sie haben gar keine negativen Gefühle mehr. Diese Menschen wissen wie man Erfolg definiert und wie man ihn auf eine sehr effiziente Weise erreicht. Erfolg bedeutete für mich Geld, Ruhm, anfassbare, sichtbare Ziele. Diese Menschen haben „es“ geschafft. Sie kennen auf jede Frage eine Antwort. Dabei ist es egal, wer die Fragen stellt. Kinder, andere Erwachsene oder das Leben selbst. Erwachsene sind standhaft, stark, fest, beinahe unbeweglich. Wie ein Fels in der Brandung. Diese Menschen, wenn sie mal erwachsen sind, ruhen in sich selbst. Sie wanken nicht, zweifeln nicht, ändern nicht ständig ihre Meinung. Sie sind vorhersehbar, ruhig, ausgeglichen.

Heute sehe ich das anders. Die obere Beschreibung passt eher zu einem Roboter. Oder jemandem, der nichts fühlen darf. Der gar keine Gefühle hat. Dieser jemand ist ein Dompteur, kein menschliches Wesen. Und ich fühle mich kein bisschen von dieser Beschreibung angezogen und möchte nicht mehr diese Art von Erwachsenen sein.

Was ist meine Vorstellung von Erwachsensein heute?

Ein Erwachsener ist jemand, der auch dann dem Ratschlag folgt, wenn es von der eigenen Mutter kommt (Mama, entschuldige).

Erwachsen ist jemand, der spielen kann. Der blödeln kann und die Zeit sehr gerne ohne ein konkretes Ziel verbringt. Einfach so, weil etwas Spaß macht. Mit dem Leben, mit den Gefühlen, mit den Zweifeln kreativ zu sein, ist das ultimative Erwachsensein. Das sich zu bewahren ist ein Glück, eine Fähigkeit, die wir viel zu oft verlieren oder gar ablehnen. 

Die eigene Meinung darf und muss von Erwachsenen geändert, verworfen oder zerrissen werden. Was gestern noch in Ordnung war, darf sich heute als völliger Quatsch entpuppen. Erwachsene staunen über die eigene Unwissenheit. Sie wissen, dass sie nichts wissen.

Erwachsene nehmen das Leben wie es kommt. Sie legen sich keine passende Antwort im Voraus zurecht. Sie versuchen nicht, eine unangenehme Situation im Kopf zu speichern, um das nächste Mal besser vorbereitet zu sein, schlagfertiger antworten zu können. Wirkliche Erwachsene verstehen, dass es niemals zwei völlig identische Situationen geben wird. Sie wissen, dass sie keine Antwort auswendig lernen brauchen. Und sie wissen, dass sie dem gleichen Menschen, den sie noch gestern am liebsten anschreien wollten, heute – vielleicht – mit Liebe begegnen wollen. Was nützt mir also meine Meinung von gestern, wenn ich heute anders bin als gestern?

Erwachsene können weinen, schluchzen, verzweifeln. Sie können den Rotz hochziehen und sagen: Scheiße, ich weiß einfach nicht, was die Antwort ist. Was will das Leben von mir? Es stellt mir zum hundertsten Mal diese bescheuerte Frage, und ich weiß immer noch nicht, was zu tun ist!

Gefühle spielen die entscheidende Rolle in ihrem Leben. Sie werden zugelassen, ausgelebt, begrüßt. Erwachsene Menschen teilen sich transparent mit. Sie berichten von ihren Fehlern. Sie posten ihre Niederlagen öffentlich. Sie können sagen: Also, Leut, zwanzig Jahre habe ich dieses und jenes geglaubt. Und was soll ich sagen? Ich lag falsch. Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, daran fest zu halten. Und ich habe nicht bemerkt, dass ich mit dem Gegenteil viel glücklicher bin. Dumm gelaufen. Alles auf Anfang, bitte.

Diese Menschen fühlen, sie weinen, lachen, irren sich, machen Fehler und wissen, dass kein Leben ohne Scheitern möglich ist. Sie nehmen sich selbst in den Arm und andere an die Hand.

Sie bleiben nicht stehen. Sie erreichen nichts. Sie verschwenden ihr Leben nicht dafür, einem Ziel hinterher zu rennen, nur um dann festzustellen, dass es sie nicht glücklich macht. Denn ein erreichtes Ziel liefert nicht automatisch die passenden Gefühle dazu.

Erwachsene Menschen leben ihre Gefühle dort, wo sie gerade stehen. Ob auf der Bühne mit einer Medaille um den Hals oder zu Hause über`m Esstisch mit `nem Putzlappen in der Hand. 

 

Alles Liebe

Deine Tanja

Sei großartig. Sei du selbst. Sei Profigirl.

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Ich bin Tanja

Coach für The Work, ausgebildete Sport- und Gymnastiklehrerin und Sporttherapeutin.

Ich arbeite als Mentorin, Coach und Therapeutin.

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