Es gibt die richtige Kommunikation – ist das wahr?
Das Wort Kommunikation ist in aller Munde.
Du kennst wahrscheinlich die folgenden Aussagen:
- Wir sollten lernen, mit unseren Kindern/Liebsten zu kommunizieren
- Sollten die richtige Kommunikation anwenden
- Ohne richtige Kommunikation ist das Leben schwer
und die unvermeidliche Schlussfolgerung:
- Mit der richtigen Kommunikation kannst du (fast alle) Probleme verhindern/vermeiden.
Na? Klingt das entspannt? Nach einem freien, sorgenlosen Leben? Ich finde, es klingt nach richtig viel Stress. Denn jedes Wort, das aus mir heraus will, muss erst den Test auf der Goldwaage bestehen.
Habe ich mich klar ausgedrückt? Alle Regeln der Kommunikationskunst beachtet? „Ich-Sätze“ und „ich-Botschaften“ verwendet?
Müssen meine Kinder später zur Therapie, weil meine Kommunikation falsch ist?
Ich habe mich jahrelang damit gequält. Wie soll ich reden? Was darf ich überhaupt noch sagen? Werden meine Kinder später beim Psychotherapeuten sitzen und sagen: Meine Mutter hat mich nicht geliebt? Das hat mich nachts nicht schlafen lassen. Ich wollte doch so, so sehr, dass sie sich immer geliebt fühlten.
Eines Tages las ich eine Geschichte. Ich kann beim besten Willen nicht mehr sagen, wo. Vielleicht hat mir das eine von den psychologisch ausgebildeten Freundinnen erzählt. Vielleicht habe ich ein Video gesehen. Keine Ahnung. Falls du die Geschichte und den Ursprung kennst, schreibe mir bitte.
Zurück zur Geschichte.
Was Karotten mit der richtigen Kommunikation zu tun haben
Ein Mann sitzt beim Psychotherapeuten und verarbeitet seine schlimme Kindheit. Seine Mutter habe ihn nie geliebt. Der Klient ist untröstlich. Wie kann ich nur glücklich sein, wenn ich eine so furchtbare Kindheit hatte? So ganz ohne Mutterliebe?, fragt er die Therapeutin.
Woran machen Sie es fest, dass Ihre Mutter Sie nicht geliebt hat?, fragt die Therapeutin den Patienten.
Sie hat mir immer die kleinsten, dünnsten, unscheinbarsten Karotten in die Brotdose gelegt. Für sich hat sie immer die dicken genommen. Ich war ihr egal, sagt der untröstliche Patient.
Unsere Psychotherapeutin hat eine tolle Idee: Ich könnte doch die Mutter dazu befragen!
Und das tut sie auch.
Liebe Mutter des Patienten, warum haben Sie Ihrem Sohn die dünnsten Karotten in die Brotdose gelegt? Warum haben Sie ihn nicht geliebt?
Nun ist die Mutter des untröstlichen Patienten untröstlich: Ich habe ihn nicht geliebt? Aber wie kommt er drauf? Ich bin Köchin und weiß, dass die dicken Karotten nicht so lecker sind wie die dünnen. Die dünnen Karotten sind saftig, süß und lecker. Für meinen Sohn habe ich immer die süßesten rausgesucht, für mich nahm ich die alten, trockenen Karotten, damit mein Liebling es guthatte.
Aber, aber! Kommunikation ist doch wichtig
Ich höre schon deinen Einwand: Man muss kommunizieren. Man kann doch viel erklären, mit den Kindern auf Augenhöhe gehen, dem Partner eigene Gefühle mitteilen.
Nun die fiese Frage: Wo, an welcher Stelle, sollte die Mutter aus dem o.g. Beispiel ihr Verhalten thematisieren? Sie dachte, sie macht das Beste für ihren Sohn und er weiß es. Dass beim Sohn das komplette Gegenteil ankommt, konnte sie nicht wissen. Sie handelte in Liebe.
Liebe muss nicht thematisiert, erklärt und kommuniziert werden.
Da saß ich nun. Erschlagen von dieser Erkenntnis.
Ich kann mich entschuldigen, wenn ich etwas falsch gemacht habe und es auch wahrnehme. Kann mein Kind in den Arm nehmen, wenn es sich selbst gerade nicht leiden kann, weil es vielleicht laut und/oder beleidigend war. Und wenn ich sehe, dass mein Kind verwirrt oder traurig ist, dann kann ich das Verhalten eines anderen Menschen erklären.
Aber wie soll ich meine Liebe erklären?
„Ich habe zu meinen Kindern Folgendes gesagt: Ihr habt die perfekte Mutter. Ich bin für all eure Probleme verantwortlich und ihr für die Lösungen.“
(Byron Katie)
Kommunikation ist nicht gleich Kommunikation
Das heißt natürlich nicht, dass du jetzt nur noch Kraftausdrücke benutzen sollst und alle Verantwortung abgibst.
Und wenn du das denkst, dann lese bitte das: Das rate ich dir nicht!
Darum geht es mir auch gar nicht. Worum es mir geht, ist, deine schweren Schuldgefühle und diese lähmende Angst abzulegen.
Denn du machst etwas falsch.
Viel sogar.
Aber nicht alles! Und das ist ok.
Deine Liebe kommt an. Erschlage sie nur nicht mit den Schuldgefühlen und der Sucht nach der richtigen Kommunikation. Richtige Kommunikation gibt es nicht.
Du hast es nicht in der Hand, wie deine Worte beim Gegenüber ankommen. Sei es dein Kind oder dein/e Partner/in.
Deine Checkliste der Glaubenssätze:
- Es gibt die richtige Kommunikation, ich muss sie nur noch finden/lernen
- Ich bin für das, was beim Gegenüber ankommt, verantwortlich
- Wenn mein Gegenüber sich von mir ungeliebt fühlt, dann ist es meine Schuld
- Ich habe die Macht, Liebe in anderen zu erzeugen
Diese Glaubenssätze kannst du worken. Falls du dich zu unsicher fühlst oder gerne begleitet werden möchtest, dann schreibe mir eine kurze Nachricht oder buche dir deine Einzelstunde. Ich bin für dich da.
Sei großartig. Sei du selbst. Sei Profigirl.
Alles Liebe
Deine Tanja
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